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Im Gespräch
«Die Schuhe bleiben draussen»

Was als scherzhafter Namensvorschlag begann, führte zu einer 30-jährigen Erfolgsgeschichte in Niederwil. Trotz des kalten Starts und rechtlicher Hindernissen blickt Susanne Scherer stolz auf ihr Werk zurück.


«Die Schuhe bleiben draussen»

«In meinem Haus bleiben die Schuhe draussen», sagt Susanne Scherrer, Wirtin und Geschäftsinhaberin der «Trotte zum goldenen Schuh». Die Geschichte beginnt 1990. Als die Mutter von ihrem Partner Roland unverhofft verstarb, zog sie nach Niederwil zu ihm auf den Bauernhof. «Ihr Tod hinterliess ein Loch in der Familie. Ich half so gut ich konnte.» Es folgten Jahre der Veränderung, voller Ideen und Begegnungen.

Ein Kaltstart

Doch der Anfang war steinig, denn der Charme eines alten Bauernhauses kam mit etlichen Tücken: «Vor allem im Winter war das alte Haus kalt. Nur die Stube und die Küche waren geheizt, und im Badezimmer gab es einen Wärmestrahler. Vor dem Duschen heizte ich den Wärmestrahler eine halbe Stunde lang auf, um warm zu bekommen.» Die Chamerin war sich das nicht gewohnt. Auch war es nicht einfach, bei einer Familie einzuziehen, die sehr eng zusammenlebte und -arbeitete. Das Zusammenleben mehrerer Generationen unter einem Dach war nicht einfach, unter anderem auch wegen der unterschiedlichen Ansichten zur Schuhordnungen. «Als junge Frau wünschte ich mir auch mal Zweisamkeiten im eigenen Heim.» Heute blickt Susanne schmunzelnd auf diese Zeit zurück. Auch plante sie mit Roland bereits die ersten Veränderungen, was ihr den nötigen Durchhaltewillen gab.

Der erste Schritt

Als Erstes wurde der Neubau des Hauses in Angriff genommen. Vier Jahre nachdem Susanne Bäuerin wurde, war es so weit: Sie konnten in ihr neues Heim einziehen. Doch die Schuhe blieben auch bei der neuen Wohnung draussen. «An der jährlichen Bring- und Hol-Aktion der Gemeinde Cham sammelte die Feuerwehr einen ganzen Kipper voll gebrauchter Schuhe. Als Gag verteilten sie die Schuhe an unserem Hochzeitstag in der ganzen Wohnung. Es roch grauenhaft.», erinnert sich Susanne. Zum Spass spritzte die Feuerwehr einen alten Schuh goldig und schrieb auf ein Plakat «Landgasthof zum goldenen Schuh». Dies hängten sie vor dem neuen Haus auf. «Es sah so echt aus, als wäre da tatsächlich ein Gasthof.»

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Volle Kraft voraus

Doch Spass beiseite: Den Betrieb, den Roland und Susanne übernommen hatten, stellte sie vor grosse Herausforderungen. «Alle Gebäude war in die Jahre gekommen. Und wir mussten zusammen entscheiden, ob wir das auch wollten.» Gemeinsam stellten sie sich dieser gewaltigen Aufgabe und bauten den Betrieb nach und nach neu auf. «Nach dem Haus bauten wir einen Laufstall, um den Milchwirtschaftsbetrieb zu erweitern. Anschliessend erweiterten und renovierten wir die ‹Trotte zum goldenen Schuh.›» Dadurch konnte Susanne den Betrieb des Lokals aufnehmen und sich selbstständig machen. «Am Anfang machte ich Hochzeitsapéros, später kamen Geburtstage, Taufen und andere Feiern dazu.» Mit der wachsenden Nachfrage erweiterten sie den Betrieb um eine Gastroküche und eine WC-Anlage.

Die nächste Phase

«Man kann sich gar nicht vorstellen, was alles dazugehört. » Und das Meiste macht Susanne selbst: Eventplanung, Putzen, Einkaufen, Kochen, Dekorieren – einfach alles. «Natürlich arbeite ich vor allem an den Wochenenden. Deshalb muss ich auf vieles verzichten.» Wenn die Leute kommen, ein gutes Erlebnis haben und zufrieden sind, gibt ihr das wieder viel Energie für den nächsten Anlass. Nach 30 Jahren ist es nun an der Zeit für eine weitere Veränderung: «Das Ziel ist, in den nächsten drei Jahren einen guten Übergang zu finden.» Spätestens mit 60 will sie die Trotte abgeben – vielleicht an ihre Tochter. Trotz des schwierigen Starts ist sie stolz auf ihr Lebenswerk. «Ich bereue nur, dass ich damals unsere grosse Mosterei verschenkt habe. Heute wäre sie die perfekte Ergänzung für das Buffet», lacht Susanne. Bisher hatte Susanne viel Glück auf ihrem Weg – vielleicht taucht die Mosterei auch wieder auf.